Hallo
Fred,
herzlichen Dank für einen gemütlichen, stimmungsvollen Abend, den meiner Frau und mir deine CD beschert hat. Zusammen mit Räucherstäbchen, Kerzen und Wein - allerdings ohne „rassigen Körper“ - ist sie das passende Medium dazu. Es ist einmal ein ganz anderes Erlebnis als das Lesen, wozu man kaum diese Vorbereitungen betreiben dürfte. Gut finde ich die relativ langen Pausen zwischen den Stücken. Man gewinnt dadurch Zeit zum Ausklingen des vergangenen Textes und beginnt förmlich auf den neuen zu warten. Es sind zum Teil ja sehr anspruchsvolle Texte, die auch ein bisschen Nachdenken verlangen. Martin Eberhard Kamprad Lieber Fred,
Lieber Fred
Lang!
Lieber Fred,
Lieber Fred,
Freds Audio-CD
"Erotik
& Satire" (Gedichte und Geschichten) reiht sich ein in seine
bereits
vielerorts bekannte und mit der audio-visuellen Tomaten-CD
begonnenen
Serie von Datenträgern, die äußerst Skurriles mit
ungewohnt
Lehrreichem verquicken. Sie beginnt mit der erotisierenden
Gefahrenverkörperung
des weiblichen Weingeistes (warum heißt es eigentlich nicht die
Wein,
das wäre doch viel treffender bei dem Körperbau?). Dann
erfahren wir etwas über Freds merkwürdig-schrägen
Museumsgeschmack:
mit geradezu treffsicherer Zielstrebigkeit spürt er die
skurrilsten
Einrichtungen dieser Welt auf, die so äußerst rare und
selten dokumentierte Exponate beherbergen, wie z.B. den
,Tittengevstohl'
(sicher vielseitig verwendbar, Not machte früher
erfinderisch)
oder den potentesten (ausgestopften) Hengst aller Zeiten,
der
auf natürlichem Wege in 24 Jahren 1850 Nachfahren zeugen durfte,
der
Glückliche ... (das war wohl vor der Zeit, als
sämtliche
modernen betriebswirtschaftlichen Aspekte respektive Doping
Einzug
in die Massengenerierung von Zuchttieren Einzug hielten). Wir
erfahren
weiterhin auf Freds CD, wie in der Ruhe die Kraft liegt, bzw. wie
manche
Dinge mehr vom Schein als vom Sein zehren ... Wir lernen das
bedeutendste
bildnerische Werk Freds aus seiner roten Periode sowie die
aphrodisierende
Wirkung der Farbe Rot kennen. Auch ein bisschen Stoff aus
Frankensteins
Fauna-Labor wird uns geboten, Einblicke in tierisches Abgleiten in
sogenannte
Perversionen und was so an Mutationen durch genetische
Neuvermengungen
entstehen kann. Während des fortschreitenden
Hörvergnügens
konnte ich nicht umhin, Spekulationen über Freds ehemaliges
Berufsfeld
anzustellen, denn die pädagogische Wirkung seines Blickes für
das Außergewöhnliche entfaltet sich vollends, wenn wir
seinen
philosophisch-ethischen Gedankengängen zum Thema Vegetarismus
anhand
lehrreicher Parallelen zu einem uns genetisch sehr nahestehenden
Lebewesen,
nämlich dem Schwein, folgen dürfen. Äußerst
merkwürdig-befremdliche
Vorgänge in einem Seniorenheim (auch hier lernt man wieder ganz
nebenbei
und unbemerkt etwas Geschichtliches, was zwar interessant, aber
deswegen
wahrscheinlich auch in normalen Schulbüchern nicht zu finden ist,
geben uns zwischen den Zeilen Einblicke in die geheimen
Wunschvorstellungen
eines Autors, der in jeder Hinsicht mitten im Leben steht. Anhand
weiterhin
ganz nebenbei gestreuten biologischen Grundwissens über die
Anatomie des menschlichen Innenohres und der Nase erfahren wir, wie
doch
immer und ständig beinahe jedes menschliche Körperteil
auf nervlicher Ebene mit dem Hypothalamus und den sekundären
und primären Geschlechtsmerkmalen gekoppelt ist und sich in diesem
Leben eben einfach alles um das einzig und wirklich Wichtige
dreht:
die Liebe! Selbst neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung über
die intelligenzfördernde Wirkung derselben bleiben da nicht
außen
vor. Diese immer auch lehrreichen sprachlichen Sequenzen werden
verabwechselt
mit wunderschönen nostalgisch-wehmütigen
Klavierklängen,
die mich etwas altmodisch angehauchten Menschen lediglich am Ende der
CD
unangenehm stören, nämlich durch ihre dortige Abwesenheit.
Die
musikalische Untermalung ist sehr ansprechend und
würde
der CD am Ende zu einem abgerundeteren Abschluss verhelfen. Und
immer
wieder die Erkenntnis, dass Fred sich als Lieblingsgemüse
eine
Sorte auserkoren hat, die nicht umsonst in jedem
ernährungswissenschaftlichen
Ratgeber und modernen Kochbuch als das Wundergemüse schlechthin im
Hinblick auf Gesundheit gepriesen wird. Wer sich dann noch der
Jahreszeit
ensprechend auf Weihnachten einstimmen möchte, der sollte diese CD
unbedingt hören!
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ZEITLUPE Monatsschrift
für Kultur und Wirtschaft im Oktober 2005
Stader Tageblatt
(MittwochsJournal),
Ausgabe vom 16.2.05